Ratgeber für Eltern und Erzieher
Informationen für Lehrer und Erzieher zur Unterstützung der Schüler mit Prader-Willi Syndrom (Auszug)
Barb Dorn: PWSA USA 1998
übersetzt: Verena Wanker-Gutmann
Übergewicht, Essverhalten:
- Nicht mit Essen belohnen
- Den Schüler nicht in der Küche oder in Jausenräumen alleine lassen
- Erlauben Sie dem Schüler abseits zu essen (evtl. zusammen mit einem Schulkollegen) wenn die Situation beim Essen den Schüler überfordert
- LOBEN Sie den Schüler wenn er eine schwierige Situation in Bezug auf Essen meistert
- Essen stehlen und handeln mit Essen: nicht bestrafen, jedoch Gegenmaßnahmen ergreifen.
- Beobachtung des Schülers – es könnte sein, dass er nicht nur Essen stiehlt, sondern auch Geld um sich Essen zu kaufen
Sprechen und Sprache
Unterstützung beim Erlernen von sozial angepasstem Kommunikationsverhalten: Augenkontakt, wie beginnt man ein Gespräch etc….
Lernverhalten – Lernprobleme
schwaches Kurzeitgedächtnis.
(Schwierigkeiten vor allem mündliche Anweisungen zu behalten – kann zu Missverständnissen führen – der Schüler sei ungehorsam – vielleicht versteht er nur einen Teil der Anweisung)
Strategien um das Kurzzeitgedächtnis zu fördern:
- verbale Übungen
- schriftl. Einfüllübungen (list-put in writing)
- Wiederholen von Anweisungen
- Bilder
- Geben Sie dem Schüler schriftliche Anweisungen
Schwierigkeiten im logischen Handeln und abstraktem Denken
- Die Schüler haben Schwierigkeiten in der Aufnahme, Verarbeitung und Beantwortung von Informationen.
- Das Lernen aus “Erfahrung” ist nicht zielführend
- Zeitplanung und Reihenfolge geraten durcheinander
- Die “wenn … dann” Überlegung ist schwierig
Unterstützend
- Anwendung von visuellen Zeitdarstellungen. wie Kalender, Uhren…
- Beschränken der Anweisungen auf 2 -3 Schritte
- Unterstützen beim Zusammenfassen von Tätigkeiten
- Unterstützung in realistischer Zeitplanung und Zielsetzung
- Übungen: wie plane ich?
- Positives Verhalten loben
Schwierigkeiten beim Lösen von Problemen:
- Schwarz / Weiß Denken
Begabungen
- Gutes Langzeitgedächtnis
- Gut im Auswendiglernen (hat der Schüler einmal einen Stoff gelernt – behält er ihn meistens gut)
- Lernen mit ALLEN SINNEN visuell, taktil etc.
- Lesen
Der Schüler hat Bedürfnis nach Routine, Gleichförmigkeit und konstantem Lernumfeld
Beharrlichkeit:
Unterstützend: Pläne, keine leeren Versprechungen, “Warnsignale” wenn Zeit abgelaufen z.B. nur noch 10 min.)
Soziales
Probleme bei Interaktionen mit Gleichaltrigen
Unterstützend:
- Kleingruppen; manchmal ist es auch o.k. alleine zu sein
- Planen von Ausflügen
- Unterstützen bei Aktivitäten zusammen mit einem Freund
- Integration des Schülers bei Aktivitäten, die er gerne tut (z.B. Brettspiele, Puzzles, Computerspiele)
- Unterstützung beim Erlernen von sozialen Fähigkeiten. Teilen, Nachgeben etc.
Hautkratzen
- Hände beschäftigen (ausmalen. Taschenspiele, Computer…)
- Zukleben der offenen Stellen
Richtiges Verhalten bei emotionalen Ausbrüchen
Verhindern von Problemverhalten bei PWS
Von Anita Hütter
Verhalten wird stark beeinflusst und gesteuert von der Umwelt. PWS Betroffene brauchen einen geregelten, gut strukturierten Tagesablauf.
Routine ist wichtig!
Unerwartete, plötzliche Veränderungen bringen sie in eine enorme Stresssituation.
Ebenso verlieren Menschen mit PWS leicht die Fassung, wenn sie etwas als falsch oder ungerecht empfinden.
Es kann zu Beharrlichkeit, Verweigerung und Wutausbrüchen kommen.
Experten sprechen hier von einem
„plötzlichen Gewitter im Kopf“.
Solche Ausbrüche sind aber immer als ein Zeichen großer Hilflosigkeit zu werten.
Man muss darauf achten, dass Wutausbrüche die Ausnahme bleiben, da sie für die Betroffenen sehr belastend sind und weitere negative Reaktionen mit sich bringen können.
Zwangscharakter (Drohungen, Befehle, Streit,…) führt bei PWS fast immer zu negativem Verhalten (Verweigerung, Wutausbruch).
Das Ausschalten von Zwang ist jedoch nicht gleichbedeutend mit dem Verzicht auf Einhalten bestimmter Regeln.
Einsatz von Lob und Anerkennung
erweisen sich als besonders wirkungsvoll, um positives Verhalten zu erreichen (Augenkontakt, Lächeln,…).
Setzt man diese Mittel richtig ein, können viele Ausbrüche verhindert werden.
Bei einem Wutausbruch soll man nicht versuchen zu beruhigen oder zu argumentieren (zu erregt!).
Am Besten ist es, den Betroffenen für eine gewisse Zeit allein zu lassen (ignorieren).
Merkt man, dass eine Beruhigung eingetreten ist, gemeinsam besprechen, wie man die Situation hätte meistern können, die zum Wutausbruch geführt hat (welche Möglichkeiten, Alternativen gibt es?).
PWS Personen haben Schwierigkeiten beim Lösen von Problemen – Hilfestellung anbieten!
Die guten Eigenschaften aufzeigen und hervorheben (was kannst du besonders gut, wo bist du eine große Hilfe für uns,…), das Selbstwertgefühl wieder stärken.
Zu wissen, es ist jemand da (Vertrauensperson), der mir bei Problemverhalten hilft, der versteht warum es so ist, gibt große Sicherheit.